GEW: Länger gemeinsam lernen!
Bericht von der Jahreshauptversammlung 2009


Wenn es nach dem Willen der Bildungsgewerkschaft GEW ginge, gäbe es kein gegliedertes Schulwesen mehr in Deutschland, das auf Auslese beruht und das gemeinsames Lernen aller Schülerinnen und Schüler nur in Randbereichen zulässt.

Da die GEW aber bisher in keinem Bundesland bestimmenden Einfluss auf die Bildungspolitik hat, muss sie sich, wie jüngst der Kreisverband Steinfurt auf seiner Jahreshauptversammlung, immer wieder mit dem bestehenden aufgegliederten Schulsystem auseinandersetzen.

Um eine Bestandsaufnahme bemüht, hatte die Lehrergewerkschaft Frau Professor Gabriele Bellenberg von der Universität Bochum (links) eingeladen, die in einem Referat ein Resümee der verschiedenen Tendenzen der Veränderungen zog, die derzeit im Schulsystem in Deutschland erkennbar sind.

"Der heimliche Umbau des Sekundarschulwesens und die vorsichtige Ent-Ideologisierung der Schulstrukturdebatte" hatte die Schulforscherin ihren Vortrag betitelt.

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Geplante Änderungen wie Schulverbund, Stadtteil-, Gemeinschafts- und Sekundärschule laufen nach ihrer Ansicht alle auf eine Zweigliedrigkeit zwischen Gymnasium und einer einzigen weiteren Schule der Sekundarstufe hinaus.

Als Gründe dafür, dass die Politik überhaupt nach Veränderungen sucht, nannte die Wissenschaftlerin einerseits das Streben der Eltern nach höherwertigen Bildungsabschlüssen. Andererseits mache die Wirtschaft Druck, weil geeignete Bewerber fehlten. Dazu komme der Rückgang der Schülerzahlen, der in bestimmten Regionen mehrere Schulen der Sekundarstufe nebeneinander nicht mehr zulässt.

Prof. Bellenberg nannte mögliche Auswirkungen der Zweigliedrigkeit, die sie in mehreren Bundesländern beobachtet hat. Der Zugang zum Gymnasium werde selektiver, der Elternwille werde entsprechend beschränkt. Während die Ausstattung der bestehenden Gesamtschulen zusehends schlechter werde, sähe sich das Gymnasium als Schulform mit dem "traditionellsten" Unterricht quantitativ gestärkt.

Im Anschluss an das Referat ergab sich eine lebhafte Diskussion unter den Teilnehmern des Treffens. Kritik fanden die unterschiedlichen Schulsystem-Modelle der einzelnen Bundesländer schon deshalb, weil ein Bundeslandwechsel für Schüler immer mehr Probleme aufwerfe. In der Ermächtigung der Kommunen, mit Schulformen zu experimentieren, konnten die Anwesenden nicht einhellig eine Lösung sehen.

Fest stand für die versammelten Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter allerdings, dass alle Bestrebungen zu unterstützen sind, die Kinder und Jugendliche länger gemeinsam lernen lassen.

Folgende GEW-Jubilare wurden für ihre langjährige Mitgliedschaft geehrt (von links nach rechts): Angela Gude (25 Jahre), Rainer Seidl (40 Jahre), Gertrud Worpenberg (60 Jahre), Heinz Lesting (25 Jahre), Horst Oberbrodhage (50 Jahre) und Karin König (25 Jahre); rechts GEW-Kreisvorsitzender Joachim Glüder.


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