"Verharmlosung von Armut - Gefährdung von Bildungsserfolg - Konsequenzen für politisches Handeln"
Prof. Christoph Butterwegge sprach auf der Jahreshauptversammlung 2015


Zur Jahreshauptversammlung 2015 hatte der GEW-Kreisverband den Kölner Hochschullehrer Christoph Butterwegge eingeladen, der sich in den letzten Jahren in vielen Veröffentlichungen mit "Armut in einem reichen Land", gemeint ist die Bundesrepublik Deutschland, beschäftigte.



Butterwegge (links) machte zunächst deutlich, warum Armut in der öffentlichen Diskussion weitgehend vernachlässigt werde: es sei kein erfreuliches Thema, zudem führe die Angst, davon selbst betroffen zu werden, häufig zu einer Art von Verdrängung. Auch der Koalitionsvertrag der derzeit in Berlin regierenden schwarz-roten Koalition blende die Thematik fast völlig aus.

Seit 1999 werde in der öffentlichen Diskussion auf "Bildungsarmut" und die hier deutlich werdende Verschränkung von Bildungs- und Sozialpolitik hingewiesen. Es sei jedoch zu einfach, die Ursachen von sozialer Armut einzig in Bildungsarmut zusehen: "Es gibt auch dumme Milliardäre," so Butterwegge, und umgekehrt gerieten auch Akademiker zunehmend in prekäre Beschäftigungsverhältnisse.

Armut sei nicht nur als Ergebnis ungleich verteilter Bildungschancen zu betrachten, sondern ebenso als Resultat ungleich verteilten gesellschaftlichen Reichtums; das reichste Hunderstel der Bevölkerung der BRD verfüge über 36 % des Nettogesamteinkommens. Butterwegge zitierte in diesem Zusammenhang Bertold Brecht:

Reicher Mann und armer Mann
standen da und sahn sich an.
Und der Arme sagte bleich:
»Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.«

Um den Anspruch auf Chancengleichheit zu verwirklichen, müssen nach Butterwegges Auffassung vier Gs durchgesetzt werden:
In der anschließenden Diskussion ging es in erster Linie um die Möglichkeiten der Mobilisierung der in der Bundesrepublik von Armut konkret betroffenen Bevölkerungsgruppen. Es wurde auch kritisch angemerkt, dass die von Butterwegge angedachten Strategien der Armutsbekämpfung vielfach vorfindliches unkritisches Konsumverhalten nicht in Frage stellten.





Kreisvorsitzender Heinz Schmidt (3. v.l.) ehrte die Jubilare Reinhard Kemper und Reinhard Bloch (2. und 3. v.r.) für 40jährige Mitgliedschaft sowie Barbara Feiden, Jochen Glüder (beide links) und Ludger Klar (rechts) für 30jährige Gewerkschaftstreue.

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